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geschichtevonrotary

Kiwanis International

 

Der erste Kiwanis Club

„There has always been a need for good fellowship and service.“ Die Gründung von Kiwanis ist beispielhaft dafür, wie sich aus einer Bruderschaft eine der ältesten Service Club-Organisationen der Welt entwickeln konnte. Begonnen hat diese Entwicklung in Detroit (Michigan) mit Allen S. Browne, einem professionellen Organisator und Gründer von Logen (lodge promoter), und seinem Freund Joseph C. Prance. Browne, der für den Orden der Loyal Order of Moose tätig war, hatte mit seinem Freund im August 1914 die Idee, eine Organisation zu gründen, die nicht nur den Freundschaftsgedanken pflegen sollte, vielmehr ging es darum, das „business“ unter den Mitgliedern zu betreiben. Zu Beginn war der Club ein reiner „fraternal club“, der nur jungen Geschäftsleuten offen stand. Zusammen rekrutierten Browne und Prance neue Mitglieder, der Mitgliedsbeitrag lag bei $ 5 pro Mitgliedschaft. Prance war der erste, der offiziell die Mitgliedschaft unterschrieb, war jedoch damit nicht das erste Kiwanis-Mitglied, da der Orden zu jener Zeit noch „The Supreme Lodge Benevolent Order Brothers (BOB)“ hieß. Der Name „Kiwanis“ wurde erst im Jahre 1915 gefunden. Sprachlich geht der Name „Kiwanis“ auf das indianische Sprichwort „Nun Kee-Wan-nis“ zurück, was so viel bedeutet wie „Wir handeln gerne, wir finden Freude daran, unsere Talente zu teilen.“ Dieser Satz führte dazu, dass es bereits sechs Monate später 200 Mitglieder gab.

Das eigentliche Gründungsdatum des Kiwanis Clubs Detroit (Michigan, USA) wurde vom Staat Michigan auf den 21. Januar 1915 datiert. Der Gründer Browne interpretierte jedoch den indianischen Satz „Wir handeln“ auf seine Weise. Er verstand darunter, dass die Mitglieder ausschließlich unter sich „business“ praktizieren sollten. Um jedoch Kiwanis weiter populär zu machen, war es notwendig, diesen reinen Geschäftsgedanken zu erweitern durch einen Service-Gedanken, den Rotary schon praktizierte. Browne stand dieser Entwicklung jedoch nicht sonderlich positiv gegenüber, bereits im Juli 1915 erhöhte er den Mitgliedsbeitrag auf $ 10. Vielen Mitgliedern war diese Entwicklung nicht recht und es entstand eine zunehmende Abneigung der Mitglieder gegenüber dem Gründer Browne: „[…], club members who did not like Browne and the financial arrangement Kiwanis had with him.“ Im Grunde war aber Browne „Eigentümer“ von Kiwanis. „And Browne legally owned Kiwanis.“ Im Jahre 1917 kam es während eines nationalen Meetings zwischen führenden Mitgliedern und Allen Browne zu einem Disput, der sich immer weiter zuspitzte. Im Jahre 1919 war es dann so weit, dass sich Kiwanis von ihrem Gründer Browne loslösen konnten. „At the national meeting in 1917 Browne and Kiwanis leaders quarreld over a series of contractual disputes, and in 1919 leaders gathered enough capital to buy out Browne’s control of the franchising of new clubs.”


Kiwanis wird international

Der erste Club außerhalb der USA wurde am 1. November 1916 in Hamilton, Kanada, gegründet. Während eines internationalen Treffens am 21. Mai 1919 setzten sich die Gedanken von Selbsthilfe und Service endgültig durch, da Kiwanis an diesem Tag die Organisation von Browne für $ 17.000 kaufte. Im Jahre 1920 wurde das Motto „We build“ formuliert. Der engagierte Herausgeber des Kiwanis Magazins, Roe Folkerson, versuchte mit diesem Motto Kiwanis zu erklären. Hintergrund dieser Wortwahl waren die fünf Jahre schweren Aufbaus von Kiwanis nach ihrer Gründung im Jahre 1915. „These two words, ‘We build’, became the guiding force and inspiration for the important work of Kiwanis.” Zu jener Zeit gab es bereits 267 Clubs und 28.500 Mitglieder in Nordamerika und Kanada. Im Jahre 1924 trat Kiwanis mit der Festlegung ihrer sechs Ziele als Service Club-Organisation an die Öffentlichkeit. Während eines internationalen Treffens wurde auch der Name „Kiwanis-International“ festgelegt.


Ziele von Kiwanis International

Mit der Formulierung der sechs Ziele versuchte Kiwanis auch die schwere Zeit mit dem Gründer Browne hinter sich zu lassen. Kiwanis sollte ein Service Club mit klaren humanitären Aufgaben und Vorstellungen sein:

 
  1. „Die humanitären und geistigen Werte haben Vorrang vor den materiellen.
  2. Zwischenmenschliche Beziehungen sollen im Alltag nach der goldenen Regel‚Verhalte Dich immer so, wie Du erwartest, daß sich Deine Mitmenschen Dir gegenüber verhalten’ praktiziert werden.
  3. Der Gedanke für eine soziale Verantwortung und ethische Berufsauffassung ist zu festigen und zu stärken.
  4. Mit beispielgebendem Verhalten soll der Gemeinsinn und das staatsbürgerliche Bewußtsein in der Gemeinschaft positiv beeinflusst werden.
  5. Durch die Mitglieder der KIWANIS Clubs soll der Ansatz geschaffen werden für dauerhafte Freundschaften, für uneigennützige Dienste und damit für ein besseres Gemeinwesen.
  6. Es soll das gemeinsame Bemühen sein, jene gesunde öffentliche Meinung und jenen Idealismus zu fördern, der zu mehr Ehrlichkeit und Gerechtigkeit führt.“
Die Festlegung der Ziele und ihre Umsetzung in Form von Service-Projekten führten dazu, dass in der Öffentlichkeit Kiwanis immer bekannter wurde. Kiwanis versuchte jedoch viele Jahre die Tradition aufrechtzuerhalten, eine Service Club-Organisation zu sein, die sich ausschließlich in Nordamerika und Kanada verbreitete. Dies führte dazu, dass Service-Organisationen wie Rotary oder Lions früher in Europa bekannt wurden. Erst in den 60er Jahren entschied sich Kiwanis International, sich weltweit auszubreiten, und zwar erst in Südamerika mit dem Kiwanis Club Tijuana in Mexiko (1962) und dann in Europa im Jahre 1963 mit der Gründung des Kiwanis Clubs Wien. In den 60er Jahren versuchten sich die europäischen Clubs in einer Organisation (Kiwanis International Europe, 1991 Kiwanis International-European Federation) zusammenzuschließen, um gegenüber den vielen Clubs in Amerika zu bestehen. (1963 Schweiz, Wien, Deutschland)

Im Jahre 1987 veränderte sich Kiwanis, wie auch Rotary, von einem reinen Männerclub zu einem gemischten Club (Frauen und Männer). Als der Supreme Court entschied, dass Frauen bei Rotary Mitglieder werden können, entschloss sich auch Kiwanis, sich diesem Urteil zu beugen. Noch heute gibt es viele Clubs, die weiterhin reine Männerclubs sind, es gibt jedoch auch gemischte und auch immer öfter reine Frauen Kiwanis Clubs.





Quellen:

Charles, Jeffrey A. (1993): Service Clubs in American Society: Rotary, Kiwanis and Lions, University of Illinois

Kiwanis International Distrikt Deutschland e.V. (1999): Kiwanis-Handbuch für den aktiven Kiwanis-Freund.

Kiwanis International Distrikt Deutschland e.V. (2003): Die Kiwanis Idee. Basisinformationen zu Kiwanis.

The widening path (Chicago, 1. Auflage 1949, Veröffentlichung von Kiwanis International): „Ein Satz des Otchipew-Stammes gab eine gute Anregung.“

© Sebastian Gradinger, Universität Trier 2005