Die Karriere des Melvin Jones
Melvin Jones wurde am 13. Januar 1879 in Arizona geboren.
Als junger Mann von 20 Jahren nimmt Jones eine Stelle
bei einer Versicherungsgesellschaft in Chicago an, in
der er eine beispielhafte Karriere absolviert. Bereits
zehn Jahre nach Eintritt in die
Versicherungsgesellschaft ist er schon alleiniger
Inhaber und Chef. Seine Karriere in der
Versicherungsbranche fiel in den Geschäftskreisen der
Chicagoer Elite positiv auf, so dass Jones im Jahre 1912
zu einem „Business Circle“ eingeladen wurde. „Der Zweck
(des Circles) galt schlicht und einfach der Förderung
des eigenen Geschäftsbetriebs; die Mitglieder
bevorzugten sich als Kunden gegenseitig und machten auch
gegenseitig Reklame für die Leistungen und Erzeugnisse
des anderen. Sie trafen sich ausschließlich, um dadurch
ihre eigenen Interessen voranzubringen.“ Er nahm bald
eine wichtige Stellung im Zirkel ein. Von Anfang an
gefiel ihm der reine Geschäftsgedanke des Clubs nicht,
vielmehr dachte er daran, dass man sich für andere
einsetzen sollte. „Was wäre, wenn diese Männer, die
aufgrund ihrer Dynamik, ihrer Intelligenz und ihres
Ehrgeizes erfolgreich sind, ihre Fähigkeiten so
einsetzten, dass sie dem Wohle ihrer Gemeinden dienen?“
Zunehmend versuchte er auch andere Clubs in Amerika von
dieser Idee zu überzeugen, er wollte einen
Zusammenschluss von Gleichgesinnten erreichen.
Der erste Lions Club
Im Jahre 1916 wurde von William Woods die ‚International
Association of Lions Clubs’ als gemeinnützige
Organisation und als ‚non-profit corporation’ in das
Vereinsregister des Staates Indiana eingetragen. Woods’
Clubanliegen waren humanitärer Natur, wodurch seinem
Verein auch Steuerbegünstigungen zustanden. Es war nur
eine Frage der Zeit, wann Woods und Jones
aufeinandertreffen würden. Da Woods ähnliche humanitäre
Gedanken wie Jones pflegte, lud Jones ihn im Jahre 1917
nach Chicago ein. Anwesend waren auch weitere Mitglieder
von ‚luncheon clubs’ , die seinen Plänen aufgeschlossen
gegenüberstanden. Jones war dem Gedanken nicht abgeneigt,
sich der Association of Lions Club anzuschließen, worum
ihn Woods bat. „Als Präsident (Woods) seiner
Organisation lud er daher ganz offiziell zur
uneingeschränkten Mitgliedschaft in der International
Association of Lions Clubs ein. […] Alles was man beim
Antrag auf Vollmitgliedschaft verlange, sei die Führung
‚unseres Namens’ und die halbjährliche, im voraus an die
Kasse der Organisation zu zahlende Beitragssumme von $
1,- pro Einzelmitglied.“ Nach kurzer Überlegung trat der
Business Circle of Chicago der International Association
of Lions Clubs bei. Am 2. August 1917 erhielt der
Business Circle in Chicago seine ‚Lions Charter’.
Die erste Convention fand vom 8. bis 10. Oktober 1917 in
Dallas statt, wo es vornehmlich darum ging, die schnell
wachsende Association zu organisieren. Zudem formulierte
man auch eine Erstversion des Code of Ethics, die eine
Art Zielorientierung des Clubs darstellen sollte.
Präsident der Association war weiterhin Woods, Jones
übernahm die Einrichtung einer Hauptverwaltungsstelle in
Chicago. Eine interessante Entscheidung während der
Convention war die Aufnahme von Frauen, was zu jener
Zeit eine sehr revolutionäre Handlung war. „Das
Protokoll notierte die Angelegenheit so: to open
membership to women as well as businessmen!“ (Bei der
zweiten Convention ein Jahr später wurde diese
Entscheidung korrigiert.)
Die ethischen Grundsätze
Die ethischen Grundsätze wurden auf der ersten
Convention wie folgt formuliert:
• „im Beruf Würde und persönliche Integrität zu wahren
• Freundschaft als Ziel und nicht als Mittel zum Zweck
zu üben
• in Not geratenen Menschen uneigennützig zu helfen
• behutsam in der Kritik und großzügig im Lob zu sein
sowie
• aufzubauen und nicht zu zerstören.“
Das Lions Emblem
Im Jahre 1919 bestimmte die Geschäftsstelle in
Chicago den Namen „Lions“ zum Wahlspruch und bestimmte
die Farben Lila und Gold für das Emblem. Das auf dem
ersten Magazin abgebildete Emblem von Lions Club war
noch ein anderes als das heutige. „Man führte den en
face gesehenen Kopf eines Löwen vor, der zwischen den
Zähnen quer im Maul dem Betrachter einen kurzen
Holzknüppel entgegenhält, auf dem etwas unvermittelt das
bedeutsame Wort INTERNATIONAL zu lesen ist.“ Dieses
Emblem fand auf Dauer keinen sonderlichen Zuspruch, da
das Stück Holz eher einem Knochen ähnelte. Deshalb
entschied man sich für das heute noch existierende
Emblem: „Zwei nach aussen blickende Löwenköpfe links und
rechts vom großen L auf lilafarbenen Feld sollen den
Blick ‚in die Zukunft mit Zuversicht’ sowie ‚in die
Vergangenheit mit Stolz’ versinnbildlichen.“
Lions wird international
Im Jahre 1920 wird der erste Lions Clubs in
Kanada gegründet. Daraufhin folgten im selben Jahr Clubs
in China, Mexiko und Kuba, wodurch die Vereinigung
international wird. Von großer Bedeutung für das soziale
Engagement war 1925 die Rede der blinden Hellen
Keller auf dem internationalen Kongress in Cedar Point
(Ohio). Sie appellierte an die Lions, sich als „Ritter
der Blinden im Kreuzzug gegen die Dunkelheit“
einzusetzen. Seit diesem Tag gehört die Unterstützung
von Blinden zur Hauptaufgabe von Lions Clubs
International. Im Jahre 1948 erhielt Lions als
einzige Non-Government-Organisation der Welt einen
Beraterstatus bei der UNO. Im selben Jahr kommt Lions
Club auch nach Europa, zuerst nach Schweden und in die
Schweiz, dann drei Jahre später im Jahre 1951 nach
Deutschland (Düsseldorf). (1948 Schweiz, 1951
Deutschland, 1952 Österreich)
Das Motto von Lions Clubs International
Im Jahre 1954 wird das Motto von Lions kurz und
bündig festgelegt auf „We serve“beziehungsweise
„Wir dienen“. „Damit verpflichtet sich jedes
Lions-Mitglied, den Dienst am Nächsten über seinen
persönlichen Profit zu stellen.“ Dies schlägt sich auch
deutlich in den Zielen von Lions Clubs International
nieder: „Lions haben sich zum Ziel gesetzt, über ihre
beruflichen Interessen hinaus und in gegenseitiger
Freundschaft
der Gemeinschaft zu dienen und die Grundsätze
guten Bügersinns zu befolgen, sowie
aktiv für die soziale und kulturelle
Entwicklung der Gesellschaft einzutreten und
einsatzfreudige Menschen zu bewegen,
der Gemeinschaft zu dienen.
Sie tun das in der Erkenntnis, dass jedes Staatswesen
nur in dem Maße dem einzelnen dienen kann, wie der
einzelne bereit ist, sich für die Gemeinschaft
einzusetzen.“
Leo Club
Wie bei den anderen Service Clubs hat sich auch zum
Lions Clubs International parallel eine
Jugendorganisation gebildet, die im Jahre 1967
offiziell ins Lions-Programm aufgenommen wurde. Leo
Club ist die Jugendorganisation von Lions Clubs
International. Die Mitglieder eines Leo Clubs sind junge
Menschen zwischen 16 und 28 Jahren, die sich wie Lions
Clubs International für Menschen in Not engagieren. „Schnelles
und unkompliziertes Handeln zeichnet die Leos dabei
besonders aus. Sie teilen sich mit den Lions das Motto
‚Wir dienen’.“ Ursprünglich war der erste Leo Club 1957
eine „Activity“ (Service-Projekt) eines amerikanischen
Lions Clubs, um junge Menschen für die Not anderer zu
sensibilisieren. Leo Clubs sind ähnlich wie ein Lions
Club strukturiert. Sie treffen sich zweimal im Monat, um
neben der Pflege der Freundschaft auch neue
Hilfsprojekte zu diskutieren und zu organisieren. Heute
gibt es bereits mehr als 5.600 Leo Clubs mit 139.000
Mitgliedern in 137 Ländern.
Lions Clubs International Foundation
Im Jahre 1968 wird die Lions Clubs International
Foundation (LCIF) gegründet, die als rechtsfähige
Gesellschaft als karitativer Zweig von Lions Clubs
International fungieren soll. Spenden sollen es
ermöglichen, dass LCIF sich weltweit für Hilfsprojekte
im Sinne der Lions-Bewegung einsetzt.
Wie auch Rotary und Kiwanis beschließt Lions Clubs
International im Jahre 1987 auf dem Weltkongress
in Taipeh die Aufnahme von Frauen. Heute gibt es
bereits einige weibliche District Governors. Im Jahre
1990 wurde in Erinnerung an die Rede von Keller eine
Stiftung gegründet mit dem Namen „SightFirst“ zur
Bekämpfung von verhütbarer Blindheit.
Quellen:
Arndt, Ulrich/Wegner, Thomas (1992): Lions. Ein
Leitfaden. Lions Clubs International District
111-Deutschland.
Bergener, Dieter (2004): Lions was ist das? Zahlen,
Daten, Fakten. Das Handbuch für Lions in Ta-schenformat.
District MD 111 Rheinland, Troisdorf.
Erler, Jörn et al. (2004): Handbuch für Lions.
Gesamt-District 111-Deutschland, Tharandt.
Heinrich, Thomas (1996): Der menschenfreundliche Löwe
aus Chicago. Historische Untersuchung der amerikanischen
Wesenszüge des Lionismus. Erweiterte und berichtigte
Fassung. Lions Clubs International Gesamtdistrikt 111.
Schriftenreihe Heft 1, Wiesbaden.
Lions Clubs International (1992): 75 Jahre Lions Clubs
International. 40 Jahre Lions Club Deutschland. Lions
Clubs International Multi District 111-Deutschland,
Wiesbaden.
© Sebastian Gradinger, Universität Trier 2005
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