Round
Table International
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Die Jugendjahre des Louis Marchesi
Round Table wurde 1927 von dem Rotarier Louis Marchesi
gegründet. Marchesi wurde am 19. Januar 1898 in Norwich
geboren. Sein Vater Erminio Marchesi, ein Schweizer, war
Ende des 19 Jahrhunderts nach England emigriert, wo er
eine irische Frau heiratete. Bei Ausbruch des ersten
Weltkrieges, war Marchesi 16 Jahre und hatte bereits die
Schulausbildung beendet. Er half seinem Vater in der
Gastronomie und engagierte sich beim Roten Kreuz,
welches sich zu jener Zeit um verwundete Soldaten
kümmerte. Viele seiner Schulfreunde gingen zum Militär,
und im Jahre 1915 entschied sich Marchesi ebenfalls für
das Militär.
Im Jahre 1925 kauften Erminio und Louis Marchesi ein
Restaurant in Norwich. Schon sehr früh kümmerte sich
Marchesi um die Jugend von Norwich, er wollte seine
Erfahrungen an junge Menschen weitergeben. Er rief die
„Junior Section for the sons of Norwich master bakers“
ins Leben. Er gründete Klassen, in der junge Männer das
Bäckerhandwerk erlernen konnten. Zu jener Zeit
etablierte sich bei ihm der Gedanke, dass sich junge
Geschäftsleute untereinander austauschen sollten. „To
reconcile the thinking of the older with the younger, to
give young men confidence in their formative stages and
help them become aware of their responsibilities beyond
their immediate circle and take their part in the
community as Junior Citizens, became his life mission.”
Louis Marchesi als Rotarier
Die eigentliche Idee von Round Table entwickelte sich
bei einem Meeting des Rotary Clubs Norwich im Jahre
1926. Marchesi war zu jener Zeit mit 28 Jahren das
jüngste Mitglied. An diesem Tag war ein Gastreferent
eingeladen, der jedoch zum Vortrag nicht erschien. Der
damalige Rotary-Präsident bat einen der anwesenden
Rotarier um eine kleine Rede über ein Thema, welches er
frei wählen konnte. Marchesi getraute sich als jüngster
Rotarier, eine Rede zum Thema „Young Business Men“ zu
halten. „I was the youngest member of the Norwich Rotary
Club and had a short notice to speak and a subject about
which I could claim to have the most experience. They
all expected me to speak on catering. Instead I told
them they had all forgotten what it was like to be a
young business man of twentyseven.” Nach seiner Rede war
eine Idee geboren, die jetzt nicht mehr nur in seinem
Kopf existierte, sondern nun auch ein Auditorium hatte.
„What is needed, said Marchesi in the flood of
revelation, ‘is a club where young men can get together
and exchange their own ideas, not always be fed by older
men. They just want to think and work on their own. A
club for young men only’.”
Young Business and Professional Men´s Club
Nach der positiven Resonanz auf seine Rede lud Marchesi
am 22. November 1926 drei rotarische Freunde in sein
Restaurant ein. Anwesend waren W. Smith, H. Ramage, L.
Luthorn und Marchesi, um einen Young Business and
Professional Men‘s Club zu gründen. Sie besprachen bei
diesem Meeting Ziele und Regeln des Clubs. „They were
concerned with defining who were eligible for active
membership (young men from each trade and profession
between the age of eighteen and forty) and honorary
membership, the method of election, circumstances
demanding ‘cessation’ of membership, the corporate
structure of annually elected ‘officers’, the
subscriptions and entrance fees, how and when ordinary
annual and special meetings were to be held, the
submission of annual reports and accounts.” Ganz neu und
besonders populär war die Regelung, dass die
Mitgliedschaft nur für Männer von 18-40 Jahren gelten
sollte. Somit musste ein 40-jähriger den Club verlassen.
Hierdurch war gewährleistet, dass immer wieder junge
Clubmitglieder nachrücken konnten. Diese Regelung
unterschied sich von den Strukturen von Rotary, auch
Marchesi kritisierte als junger Rotarier den hohen
Altersdurchschnitt seines Clubs.
Ein Rotarier erklärte sich bereit, für die ersten sechs
Monate die Kosten für einen Clubraum zu übernehmen. Die
ersten Grundsätze des Clubs lauteten folgendermaßen:
- “To develop the acquaintance of
Young Men through the medium of their various
occupations.
- To emphasize the fact that one’s
calling offers an excellent medium of service to the
community.
- To cultivate the highest ideals
in business, professional and civic traditions.
- To recognize the worthiness of
all legitimate occupations and to dignify each his
own by precept and example.
- To further the above objects by
meetings, lectures, discussions and other
activities.”
Der erste Round Table
Das zweite Treffen fand am 4. Januar 1927 statt. Bei
diesem Meeting wurden die Regularien des Clubs
formuliert, wie auch der Frage nachgegangen, wie der
Club heißen solle. Einer der Anwesenden merkte an:
„Sitting round this table and not being able to find a
suitable name seems ridiculous.“ Die Antwort war „The
Round Table”.
Im Februar 1927 hielt der Prince of Wales eine Rede, die
vornehmlich der wirtschaftlichen Krise und den jungen
Männern des Landes galt. „The young business and
professional men of this country must get together round
the table, adopt methods that have proved so sound in
the past, adapt them to the changing needs of the times
and, whenever possible, improve them.“ Zur selben Zeit
trafen sich die Gründer des Club for Young Business and
Professional Men of Norwich. Die Anwesenden hatten die
Rede des Prince of Wales über das Radio gehört und
entschieden sich, die drei Forderungen der Rede in ihre
Sitzungsglocke eingravieren zu lassen.
adopt - adapt – improve
Am 14. März 1927 wurde mit 38 Mitgliedern der
erste Club unter dem Namen „The Round Table no. 1
Norwich“ ins Leben gerufen. Chairman des ersten Clubs
wurde Bernard Durrant, Sekretär Marchesi und
Schatzmeister F. V. Donovan. Einer der Grundgedanken des
Clubs war auch hier „serving the community“. Bereits ein
Jahr später wurden weitere Clubs gegründet. Im Jahre
1928 übernahm das General Council von Round Table
Britain das Nachbarland Irland, und so entstand am 25.
Mai 1928 das bis heute erhaltene Round Table Britain and
Ireland (RTBI). Marchesi war der Auffassung, dass die
neue Bewegung ein offizielles Clubjournal benötige und
rief somit am 4. Oktober 1928 das neue Journal ins
Leben: „News & Views“.
Das Emblem von Round Table
Im Jahre 1927 war das erste Emblem von Round
Table ein alter viktorianischer Tisch. Dieses Emblem
wurde auf Clubbriefköpfe und auf Infobroschüren
gedruckt. Es war für zwei Jahre das offizielle Emblem
von Round Table. Im Jahre 1929 schlug Granville
Howard ein neues Emblem vor, welches sich an die
Geschichte der Tafelrunde von König Arthur anlehnen
sollte. „[…] das Abzeichen, das die legendäre Tafel der
Artusrunde in Winchester Castle aus dem 13. Jahrhundert
in abgewandelter Farbgebung zeigt: König Arthur und 24
Felder, in der Mitte die Rose der Tudors.“ Howard
entwarf ein Emblem, welches auf dem Winchester Castle
Round Table basierte, mit zwölf schwarzen und zwölf
weißen Segmenten. Das Emblem war stark umstritten, da es
sich bei der Tafelrunde von König Arthur um eine Legende
handelt, die möglicherweise nicht mit den modernen Ideen
von Round Table im Jahre 1927 vereinbar war. Letztlich
stimmten aber doch alle Mitglieder für das neue Emblem.
Ladies Circle
Im Jahre 1930 halfen Ehefrauen von Mitgliedern
des Round Table Bournemouth ihren Männern, die im Jahre
1932 stattfindende Round Table National Conference zu
organisieren. Die Frauen verstanden sich untereinander
so gut, dass sie in Bournemouth den ersten Ladies
Circle gründeten. Zu jener Zeit konnten nur Frauen
oder Verwandte von Mitgliedern des Round Table Mitglied
im Ladies Circle werden. „The early Circles were not
necessarily Tablers wives, nor were they necessarily
young, as there was neither a membership rule or a
retirement rule. Circles might be Tablers mothers,
sisters, family friends as well as wives.“ Im Jahre 1947
wurde in Schweden der erste Ladies Circle außerhalb
Großbritanniens gegründet, kurze Zeit später in
Dänemark. Im Jahre 1959 wurde Ladies Circle
International gegründet, die Aims & Objects wurden zu
jener Zeit folgendermaßen formuliert: „Ladies Circle is
an organisation for young women between the ages of 18
and 45 and it aims to promote friendship through social
contact at local, national and international level and
to be of service to the community.” Aus den Aims &
Objects geht klar hervor, dass es sich bei Ladies Circle
um eine eigenständige Service Club-Organisation handelt,
die auf internationaler Ebene Freundschaft pflegt und
sich sozial engagiert. Das Emblem von Ladies Circle
International soll mit sechs Pfeilen die Leitprinzipien
der Organisation symbolisieren: Freundschaft,
Hilfsbereitschaft, Toleranz, Gewissenhaftigkeit,
positives Denken und Vertrauen. Im Jahre 1994 öffnete
Ladies Circle die Mitgliedschaft für alle Frauen
zwischen 18 und 45 Jahren, somit löste sich Ladies
Circle International endgültig von Round Table
International. Heute ist Ladies Circle International in
33 Ländern mit 16.000 Mitgliedern vertreten mit dem
Motto „Friendship and Service“.
41 Club
Im Jahre 1936 wurde der erste 41 Club für
ehemalige Mitglieder des Round Table in Liverpool
gegründet. Dies sollte eine Vereinigung sein, die
entstandene Freundschaften aus der Round Table-Zeit
pflegen sollte. Bei dieser Vereinigung handelt es sich
jedoch nicht um einen Service Club, der aktiv soziales
Engagement praktiziert, sondern es geht nur um die
Pflege von Freundschaft. Das Emblem des 41 Club stellt
Eric Miller (ehemaliger Archivar der Vereinigung)
folgendermaßen dar: „Die Sonne in ihrem Meridian stellt
Ex-Tabler dar, die die Kette der Freundschaft in die
vier Ecken der Welt ausstrecken.“ Im Jahre 1945 wurde
„The Association of Ex Tablers Clubs“ in Großbritannien
und Irland gegründet, ab diesem Zeitpunkt stieß die Idee
des 41 Clubs zunehmend auf Resonanz. Im Jahre 1955 wurde
in Wien der erste Club gegründet. Bereits ein paar Jahre
später gründete 1965 Einhart Melzer unter Zustimmung der
Association of Ex Tablers Clubs den ersten Old Table in
Berlin. Ziele von Old Tablers Deutschland sind:
- „Erhalt und Vertiefung der unter
Round Table begründeten Freundschaften durch
Förderung und Gestaltung nationaler Veranstaltungen
und Begegnungen.
- Fortführung des
Round-Table-Gesprächs im Bekenntnis zur Freiheit,
Gerechtigkeit, Solidarität und zur Toleranz
eingedenk der Tradition abendländischen
Bewusstseins.
- Vorurteilslose Unterhaltung und
Pflege enger freundschaftlicher Verbindungen zu den
Mitgliedervereinigungen von 41 International mit dem
Ziel der Völkerverständigung.
- Wahrung freundschaftlicher
Beziehungen zu Round Table Deutschland und zur‚
Aktiven Hilfe der Tabler Deutschlands‘.“
Im Jahre 1975 wird in Frankreich 41
International gegründet. Die Satzung von 41
International sieht vor, dass nur ehemalige Mitglieder
von Round Table Mitglied des 41 Clubs werden können. In
Frankreich hingegen konnten auch Personen Mitglied
werden, die nicht Mitglied von Round Table waren. Viele
Jahre gab es hierzu unterschiedliche Meinungen,
schließlich wird im Jahre 2003 von 41 International
entschieden, dass jede nationale Organisation von 41
International jede Person als Mitglied aufnehmen kann.
Heute im Jahre 2005 gibt es ca. 41.000 Mitglieder in 20
Ländern, die weiterhin Round Table-Freundschaften
pflegen.
World Council of Service Clubs
Im Jahre 1937 erreichte Marchesi selbst das Alter
von 40 Jahren und wurde zum Ehrenmitglied auf Lebenszeit
ernannt. Am 8. April 1945 wurden Mitglieder von Round
Table nach Chicago eingeladen, um beim Entwurf eines
World Council of Young Men´s Service Clubs WOCO
dabei zu sein, Round Table Britain & Ireland sandte
aufgrund der schwierigen Zeit keine Gesandten nach
Chicago. Im Jahre 1946 wurde Round Table
Gründungsmitglied von World Council of Young Men´s
Service Club, um unter anderem seine Gedanken
international zu verbreiten. Im Juni 1947, als es
bereits in Grobritannien 133 Clubs gab, in Dänemark
acht, in Holland sieben und Schweden fünf, entschied man
sich, Round Table International zu gründen mit Sitz in
London. In den deutschsprachigen Ländern etablierte sich
Round Table 1951 in der Schweiz, 1952 in Deutschland und
1954 in Österreich.
Tangent Club
Auch für Ladies Circle gibt es eine
Nachfolgeorganisation mit dem Namen Tangent Club.
Der erste Tangent Club wurde im Jahre 1953 in
Bournemouth gegründet und war damals ausschließlich für
Frauen von Ladies Circle oder Ehefrauen von ehemaligen
Mitgliedern von Round Tablern bestimmt. „Members will
be, or will have been, a member of the Ladies Circle;
the wife or female partner of a current or past member
of Round Table.” Mitglied können Frauen ab 45 Jahre
werden. Das Emblem von Tangent Club stellt einen Kreis
mit einer anliegenden Tangente dar. Der Kreis soll
Ladies Circle darstellen, die Tangente verlässt den
Kreis, ist jedoch weiter in Kontakt mit ihm. Im Jahre
1970 wurde die National Association of Tangent Clubs in
Bournemouth gegründet, bis heute gibt es jedoch keine
internationale Organisation von Tangent Clubs. Im Jahre
1987 wurde in Frankreich der Club Agora gegründet, der
das gleiche Clubprinzip wie Tangent verfolgt. Club Agora
International wurde im Jahre 1996 in Straßburg
gegründet. Sein Emblem stellt die Gingko-Pflanze dar,
die viele Millionen Jahre der Weltgeschichte überlebt
hat und sich immer wieder der Zeit anpassen konnte.
Tangent Club Deutschland wurde im Jahre 1995 gegründet.
Im Gegensatz zur englischen Organisation können bei
Tangent Club Deutschland auch Frauen Mitglieder werden,
die nicht aus einer Round Table-Familie stammen. Tangent
Club und Agora sind keine Service Clubs, sondern
Vereinigungen, die nach dem Motto „let friendship
continue“ leben. Tangent Club Great Britain hat im Jahre
2005 ca. 20.000 Mitglieder, mit steigender Tendenz.
Aims & Objects
Am 10. Dezember 1968 starb Marchesi. Er
hinterließ eine Organisation, die heute ca. 46.000
Mitglieder weltweit hat. Heute noch folgt Round Table
International den Leitworten von Prince Edward: „Adopt,
adapt and improve“, und setzt diese erfolgreich um.
Round Table Deutschland formuliert heute seine
Philosophie in den „Aims and Objects“
folgendermaßen: „Im Bewußtsein der Leitworte Adopt,
Adapt, Improve verfolgt Round Table Deutschland folgende
Ziele:
- Förderung und Vertiefung der
Freundschaft junger Menschen verschiedener
Berufsgruppen untereinander durch Austausch ihrer
beruflichen Erfahrungen und durch gemeinsamen Dienst
an der Allgemeinheit.
- Stärkung des Bewusstseins,dass
jeder Verpflichtungen gegenüber der Allgemeinheit
hat.
- Förderung hoher Ideale im
beruflichen und gesellschaftlichen Leben.
- Bildung und Vertiefung
internationaler Verständigung, Freundschaft und
Zusammenarbeit.
- Verbreitung von Round Table in
ganz Deutschland.“
Quellen:
Barty-King, Hugh (1977): Round Table. The Search for
Fellowship 1927-1977. Foreword by HRH Prince Philip,
Duke of Edinburgh, London.
Creasey, John (1953): Round Table. The first twentyfive
years of the Round Table movement, London. Geis, Carsten
(2004): Einführung in die internationalen
Organisationsstrukturen. RTD Vizepräsi-dententagung vom
31.01.-02.02.03, Eisenach.
Rösel, Wolfgang (2004): Ex-Tabler, Kempten.
Round Table Österreich (2002): Round Table Austria.
Tablers Handbuch, Wien, S. 25.
Uschald, Hubert (2004): Wie Round Table nach Deutschland
kam [...], in: Echo. Das Magazin für Mitglieder von
Round Table Deutschland und Ladies´ Circle Deutschland.
Sonderausgabe Juli 2004.
© Sebastian Gradinger, Universität Trier 2005
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